Und wieder sorgt eine Rücktrittsmeldung für ein Beben in der deutschen Parteienlandschaft. Die Bundeschefin der Linke, Susanne Hennig-Wellsow, verkündete am Mittwoch ihren Rücktritt.
Auf ihrer Webseite ist zu vernehmen, dass sie sich selbst „vermeidbare Fehler“ eingestehe und dass sie nicht in der Lage gewesen sei, „die Angst vor dem Verlust des Vertrauten“ zu überwinden. „Wir haben zu wenig von dem geliefert, was wir versprochen haben. Ein wirklicher Neuanfang ist ausgeblieben“, bedauert Hennig-Wellsow und sieht eine Entschuldigung den Wählern gegenüber fällig.
»Mit sofortiger Wirkung«:
— DER SPIEGEL (@derspiegel) April 20, 2022
Linke-Chefin Susanne Hennig-Wellsow tritt zurück. Gleich mehr auf https://t.co/8vZVQXReF7: https://t.co/iFfGI69ekr
Drei Gründe hätten sie dazu bewogen, ihr Amt zur Verfügung zu stellen. So habe sie aus privaten Gründen nicht die Kraft und Zeit, welche die Partei derzeit brauche. Die Linke befinde sich in einer „der schwierigsten Phasen in der Geschichte unserer Partei“. Dafür brauche es neue Gesichter, was Hennig-Wellsow als zweiten Grund für ihren Rücktritt aufführt. Drittens seien „eklatante Defizite“ in der Parteiführung zum Vorschein gekommen, die sich derzeit in einem Sexismus-Skandal befindet. So wurden vor allem in Hessen schwere Vorwürfe laut. „Ich entschuldige mich bei den Betroffenen und unterstütze alle Anstrengungen, die jetzt nötig sind, um aus der Linken eine Partei zu machen, in der Sexismus keinen Platz hat“, schreibt die scheidende Bundesvorsitzende.
Als einen von drei Rücktrittsgründen nennt #HennigWellsow den Umgang mit Sexismus in ihrer Partei. Dies bezieht sich offenbar auf die als #LinkeMeToo bezeichneten Vorfälle. https://t.co/WQuNHcYZCw
— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) April 20, 2022
Hennig-Wellsow leitete die Partei seit Februar 2021 gemeinsam mit Janine Wissler, welche als Landesvorsitzende in Hessen mitten im Sexismus-Skandal steckt. Auch die Wahlergebnisse fielen seither eher bescheiden aus. Den Einzug in den Bundestag schaffte die Linke nur dank dreier Direktmandate. Bei der letzten Landtagswahl im März verlor die Partei ihre Sitze im Landesparlament Saarbrücken. Für die schnell gewachsene Partei war das eine historischee Niederlage.
Hennig-Wellsows Rücktritt kommt nun genau neun Tage auf den Rücktritt der Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne). Abgesehen von der zeitlichen Nähe besteht jedoch kein Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen.